Wenn aus Frequenzumrichtern „Drive Controller“ werden

Interview zur Abkündigung des COMBIVERT F5 und den Chancen des COMBIVERT F6 und S6

Nach mehr als 20 Jahren und tausenden ausgestatteten Anwendungen wurde der Frequenzumrichter COMBIVERT F5 im Juli 2023 in den After-Sales Bereich übergeben und wird nun nicht mehr vertrieben. Mit dem COMBIVERT F6 und S6 sind bereits würdige Nachfolger am Markt, die mit vielen neuen Features aufwarten. Wie genau sich „alte“ und „neue“ Umrichter unterscheiden und was der Ruhestand des F5 für die Kunden bedeutet, erklärt Benjamin Mönnig, Leiter Applikationsvertrieb bei KEB.  

Warum war es an der Zeit für eine neue Umrichtergeneration?

Benjamin Mönnig: Die Anforderungen an die Maschinen und Anlagen unserer Kunden verändern sich stetig – und so auch die Ansprüche an die Antriebstechnik. Daher war das Ziel, einen Umrichter zu entwickeln, der neben kleinerem Bauraum bei mehr Performance, ein Höchstmaß an Innovation und Flexibilität zu bieten hat. Ein weiterer Aspekt war zudem, dass die COMBIVERT F5-Reihe aus vielen einzelnen Versionen bestand und unsere Kunden für unterschiedlichste Anwendungen individuelle Ausführungen des F5 bestellen mussten. Mit dem COMBIVERT F6 gehen wir nun einen besonders wirtschaftlichen Weg. Denn mit ihm haben wir einen echten Allrounder auf den Markt gebracht, der von Haus aus eine deutlich größere Bandbreite an Features mitbringt. Nicht zuletzt war die Entscheidung zu einer neuen Umrichtergeneration auch deshalb sinnvoll, um langfristig alle notwendigen Bauteile verfügbar haben zu können.  

Was sind die zentralen Merkmale, die den F6 und S6 vom F5 abheben?

Der COMBIVERT F6 verfügt über eine höhere Leistungsdichte bei gleichzeitig kompakteren Maßen. Wir haben insbesondere auf eine ausgeprägte Multifunktionalität geachtet. Das betrifft zum Beispiel die von Haus aus integrierten Bussysteme oder die verschiedenen Kühlkonzepte. Der F6 ist zudem ein Drive Controller, der alle Motorenarten mit oder ohne Geber mit nur einer Firmware regeln kann. Für die Auswertung der gängigsten Geber verfügt der Drive Controller über zwei Multi-Geber-Schnittstellen und eine Interaktion zu weiteren Drives ist via CAN Cross Communication möglich. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit gehen der F6 und S6 einen Schritt weiter: Die Drive Controller sind bis zu 75 Prozent recyclebar und haben bis zu 18 Prozent weniger Verlustleistung.  

Sprach man beim F5 noch von einem klassischen Frequenzumrichter, werden die Geräte der sechsten Generation als „Drive Controller“ bezeichnet. Was steckt dahinter?

Mit der neuen Umrichtergeneration wurden aus Frequenzumrichtern „Drive Controller“. Sind Frequenzumrichter im klassischen Sinne für den Betrieb von Asynchronmotoren konzipiert, so ist der F6 hingegen in der Lage, IPM-, Synchron Reluktanz- oder High Torque Motore zu regeln. Hinzu kommt, dass in den neuen Drives eine Servo-Charakteristik und damit mehr Überlast hinterlegt ist. Und auch im Bereich der Sicherheitstechnik geht ein Drive Controller weit über den Frequenzumrichter hinaus: War beim F5 standardmäßig STO an Bord, sind beim F6 und S6 daneben zahlreiche andere Safety-Features verfügbar. In der Pro-Variante sprechen wir, je nach Bedarf, über geberlose Sicherheitstechnik, FSOE und Buszykluszeiten von 250µ. 

Der F5 war lange Zeit Bestandteil des KEB-Portfolios. Was verbinden Sie persönlich mit dem Umrichter?

Im Lauf der Jahre haben wir regelmäßig spannende und nicht selten herausfordernde Anwendungen mit dem F5 Frequenzumrichter ausgestattet, bei denen man immer wieder dazugelernt hat. Eine besondere Eigenschaft des F5 bestand sicherlich darin, dass er als erster Umrichter die von KEB entwickelten geberlosen Regelverfahren ASCL (Asynchronous Closed Loop) und SCL (Sensorless Closed Loop) umsetzen konnte, mit der eine sehr hohe Drehzahl und Drehmoment Genauigkeit erreicht wurde. Einen solchen technologischen Fortschritt so direkt mitzuerleben, war schon sehr spannend.  

Ihr Kontakt bei KEB Automation
Keb moennig benjamin head of application sales

Benjamin Mönnig

Leiter Applikationsvertrieb

+49 5263 401-358
+49 160 3663088
benjamin.moennig@keb.de

Was bedeutet die Abkündigung des F5 für Anlagen- und Maschinenbauer, die diesen noch in Betrieb haben?

Immer mehr Anlagen- und Maschinenbauer setzen inzwischen auf unsere Drive Controller der sechsten Generation. Und dafür gibt es gute Gründe. Denn die Geräte wurden so entwickelt, dass sie sich optimal in die Systemlösungen von KEB – von der Steuerung bis zum Motor – einfügen. Da Geräte von KEB sehr langlebig sind, sind natürlich auch weiterhin F5 Umrichter im Einsatz. Die Verantwortung für die komplette Baureihe wurde nun an unseren Global Service übergeben und wird von diesem bis 2029 betreut. Darüber hinaus obliegt auch das Ersatzteilgeschäft dieser Abteilung. Nicht mehr möglich ist es jedoch, neue F5 über den Service hinaus zu ordern.  

Der F6 ist bereits seit einigen Jahren erhältlich. Wie fällt das Kundenfeedback bislang aus?

Wir freuen uns, dass die COMBIVERT F6 und der S6 bei unseren Kunden sehr gut angenommen werden. Diese positiven Rückmeldungen sind auch darauf zurückzuführen, dass bereits im Entwicklungsprozess Kundenwünsche maßgeblich eingeflossen sind und Erfahrungen, die wir mit der Vorgängerversion gesammelt haben, berücksichtigt wurden. Erwähnenswert ist insbesondere das Multi Real-Time Interface, wodurch viele Bussysteme von Beginn an verfügbar sind. Und auch die Kompaktheit der Geräte, die deutliche Platzeinsparungen im Schaltschrank herbeiführen, ist eine Eigenschaft, die sich im praktischen Einsatz beim Kunden immer wieder als Vorteil herausstellt.  


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